City Transport Simulator: Tram – Abstürze, schwebende Fahrgäste und Chaos bei der KI: Ist das wirklich eine Vollversion?
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Simulatoren-News -
2. Februar 2025 um 12:00 -
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Hinweis: Dies ist ein subjektiver Kommentar basierend auf unseren Eindrücken nach mehreren Tagen mit City Transport Simulator: Tram. Wir wollen weder Entwickler noch Publisher angreifen, sondern auf humorvolle Weise zeigen, was uns im Spiel begegnet ist.
Fangen wir mal mit dem Positiven an: Die Entwickler haben es tatsächlich geschafft, dass KI-Straßenbahnen fahrplanmäßig verkehren. Wenn du also eine Linie um 12:07 Uhr am Hauptbahnhof einplanst und genug Fahrzeuge bereitstellst, dann fahren sie genau so – fast, als würden einem die ETS2-KI-Fahrer wirklich mal auf der Autobahn begegnen. Auch das Design der Karte ist durchaus gelungen. Man erkennt einen gewissen deutschen Stil, und die Bahnen selbst sind optisch ansprechend umgesetzt. Das Fahren macht Spaß, die Straßenbahnmodelle sind detailliert, und der Grundgedanke, eine funktionierende Stadtbahn-Infrastruktur aufzubauen, hat definitiv Potenzial.
Eines, was an City Transport Simulator: Tram gut umgesetzt ist, ist die große Fahrzeugauswahl. Von modernen Straßenbahnen bis hin zu Klassikern wie dem E1 und GT8N bietet das Spiel ein breites Spektrum an Straßenbahnen. Ebenso überzeugend ist die Map, die eine fiktive deutsche Stadt authentisch nachbildet – eine der überzeugendsten Karten, die man im Vergleich zu anderen Titeln wie Bus Simulator 18/21 findet.
Ein weiterer Aspekt, der bei City Transport Simulator: Tram überzeugt, ist der authentische Sound der Straßenbahnen. Die Geräusche, vom Beschleunigen bis hin zu den leisen Bremsvorgängen, vermitteln ein sehr authentisches Gefühl, das das Fahrerlebnis deutlich aufwertet. Außerdem passen sich die DFIs und die Haltestellenschilder dynamisch an, je nachdem, welche Linien du planst.
Aber das war’s dann auch mit den Lobeshymnen. Denn sobald man etwas tiefer ins Spiel eintaucht, merkt man schnell, dass hier vieles nicht so funktioniert, wie es sollte. Wer sich auf flüssigen Spielspaß gefreut hat, wird spätestens nach dem dritten Absturz wieder auf den Desktop befördert – und das passiert nicht selten. Viele Spieler berichten von massiven Performance-Problemen, was angesichts der Zeit, die das Spiel im Early Access verbracht hat, doch recht enttäuschend ist.
Dann gibt es da noch die Straßenbahn GT8N, die als KI-Fahrzeug auf den Straßen … nun ja, nicht schildert. Sie schildert nur, wenn man sie selbst fährt – KI-Fahrer scheinen das Beschildern konsequent zu ignorieren. Und als wäre das nicht genug, sind auch andere KI-Fahrzeuge nicht gerade für ihre Verkehrsregeltreue bekannt: Die E1-Bahnen stehen einfach nur herum und blockieren den Betrieb, statt ihren Dienst zu tun. Das führt zu einigen kuriosen Situationen, in denen du dich fragst, ob du wirklich der Einzige bist, der in dieser Stadt arbeitet. An Knotenpunkten wie am Hauptbahnhof kann das einen ziemlichen Stau auslösen, der sich überhaupt nicht mehr auflöst und die Straßenbahnen nach einem Zufallsgenerator nach etlicher Standzeit durcheinander fahren, aber trotzdem die Punkte-Kombo ruinieren, die man dringend zum Upgrade des Betriebes braucht.
Auch die Weichensteuerung hat so ihre eigenen Ideen. Trotz automatischer Weichenschaltung stellen sich einige Weichen nach einer Weile falsch, was dazu führt, dass du entweder ungewollt in den Betriebshof abbiegst oder mitten auf der Strecke stecken bleibst. Besonders ärgerlich: Die Ampel an der Kurve vor der Haltestelle Shuji-Nakamura-Platz erkennt anscheinend nicht, wann du tatsächlich drüberfährst. Selbst wenn du bei Grün losfährst, kassierst du trotzdem eine Strafe wegen „Ampel ignoriert“ und verlierst deinen Punktebonus – großartig.
Und dann wären da noch die Fußgänger. In Eglundsdorf wird jede Fahrt zum unfreiwilligen Hindernisparcours, weil man beim Anfahren oder Abfahren ständig irgendwelche Leute „mitnimmt“. Das ruiniert nicht nur die eigene Punkte-Combo, sondern sorgt auch für jede Menge Frust, denn die Strafen sind gnadenlos. Da fragt man sich schon, ob die KI-Fußgänger absichtlich so programmiert wurden, dass sie sich wie Lemminge verhalten.
Apropos seltsame KI: Die Fahrgäste scheinen das Konzept von Sitzen auf einem Sitz auch eher als Vorschlag zu verstehen. Beispielsweise kommt es vor, dass sie einfach mitten im Wagen „sitzen“ – allerdings ohne jeglichen physischen Kontakt zu einem Sitz. Da lehnt man sich als Spieler schon mal zurück und fragt sich, ob hier eine geheime VR-Technologie getestet wird oder ob man einfach einen Glitch in der Matrix erwischt hat.
Ein weiteres Highlight der betrieblichen Logik ist die Schleife an der Haltestelle Blumenmarkt. Hier muss man eine komplette Wendeschleife durchfahren, bevor es zur Florianstraße weitergeht. Klingt erstmal nicht dramatisch, aber das kostet unnötig Zeit und ist in der Realität vollkommen unpraktikabel. Ein echter Betrieb würde sich sowas nie antun – im Spiel gehört es leider zum Alltag.
Wer gerne mit dem R2.2b unterwegs ist, wird zudem feststellen, dass er in den Kurven ein Eigenleben entwickelt. Ja, auch in der Realität neigen diese Bahnen zum Schwenken – aber das, was hier passiert, ist eher eine Mischung aus Flipperkugel und Achterbahn. Während man sich in anderen Spielen darauf konzentriert, präzise Haltestellen anzufahren, hat man hier eher damit zu tun, den Fahrgästen nicht durch übertriebene seitliche Bewegungen die Kaffeebecher aus der Hand zu schleudern.
Besonders bitter für Konsolenspieler: Die Haltestellenansagen mussten komplett entfernt werden, weil sie auf den Konsolen immer wieder zu Abstürzen führten. Eine Straßenbahnsimulation ohne funktionierende Ansagen? Nun ja, das ist ungefähr so, als würde man in ETS2 ohne Navigationssystem fahren – es geht, aber es fühlt sich nicht wirklich fertig an.
Als wäre das alles nicht genug, gibt es auch noch Probleme mit der Fahrgastinfo: Die Liniennummern lassen sich nach dem Erstellen nicht mehr sinnvoll anpassen. Statt einer sauberen Reihenfolge wie „Umstieg zu den Linien 1, 2, 3, 4“ bekommst du stattdessen eine chaotische Durchsage à la „Umstieg zu den Linien 2, 4, 1, 3“ – was natürlich extrem professionell als Verkehrsbetrieb wirkt. Hier fehlt einfach eine Möglichkeit, die eigenen Linien zu sortieren.
Und dann wäre da noch die Begrenzung im Karrieremodus: Nach 5.200 Betriebspunkten und 100 Stellplätzen ist Schluss, was das endlose Spielen unmöglich macht. Ein echtes Hindernis für Langzeitmotivation – und ein Punkt, der unbedingt überarbeitet werden sollte.
Unterm Strich bleibt ein Spiel mit viel Potenzial, aber mindestens genauso vielen Problemen. Die Mischung aus Planung und Simulation ist grundsätzlich eine spannende Idee, und wenn man sich nur auf das Fahren konzentriert, kann man durchaus Spaß haben. Aber der Zustand der Vollversion fühlt sich eher nach einer Beta 0.4 an als nach einem fertigen Spiel. Wer sich also über schlechte Ampelschaltungen, festgefahrene KI-Fahrzeuge und spontane Abstürze nicht ärgert, kann einen Blick riskieren. Alle anderen sollten lieber abwarten, ob die Entwickler in den kommenden Updates noch nachbessern.
Link zu CTS: Tram: https://store.steampowered.com/app/2604480/Ci…_Simulator_Tram
City Transport Simulator: Tram ist in drei unterschiedlichen Editionen erhältlich, die sich vor allem in der Anzahl der enthaltenen Straßenbahnmodelle unterscheiden. Die Standard-Edition für 24,99 € bietet mit dem ULF B1, dem R2.2b und dem ULF A1 bereits drei bekannte Straßenbahnen. Wer mehr Auswahl möchte, kann zur Deluxe-Edition für 34,99 € greifen, die zusätzlich die StadtRegioTram und den Typ D Vienna enthält. Die größte Sammlung bietet die Collector’s Edition für 49,99 €, die neben allen Bahnen der Deluxe-Edition auch zwei Klassiker mitbringt: den E1 Vienna und den GT8N Mannheim.
Hast du das Spiel schon ausprobiert? Welche Fehler sind dir aufgefallen, oder gibt es doch noch etwas, das dich positiv überrascht hat?
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